Es ist schon im ein imposanter Bogen, den Leonhard Specht spannen kann, wenn er von der Geschichte seines Unternehmens erzählt. Schon im Jahr 1891 produzierte ein gewisser Rudolf Burschik "aromatisierten Wein" in Rudolfsheim-Fünfhaus. So kommt das Getränk zu seinem Namen. Zu seinem Produzenten kam es über eine frühe Geschäftsbeziehung. Der Stiefvater von Leonhard Spechts Großvater schenkte in seiner Gastwirtschaft gerne Burschiks Wein vermischt mit seinem selbst erzeugten Soda aus. In der Mitte des ersten Weltkrieges übernahm er dann seinen Lieferanten. Das folgende Jahrhundert brachte den Betrieb viel wechselhaften Aufstieg und schließlich den finalen Abstieg mit dem Konkurs im Jahr 1987. Damals räumten die immer forscheren internationalen Getränke-Brands die lokalen Marken in Dutzenden aus den Regalen.
25 Jahre später, mit viel eigener Erfahrung aus der Konsumgüterindustrie, machte sich Leonhard Specht daran, das familiäre Erbe wieder zu beleben. Er erwarb die Immobilie, baute sich eine kleine Produktion und tüftelte an der Rezeptur des Wermuts, den er gerne als Vermouth bezeichnet. Überhaupt ist es ein Gerangel um den Namen und die Herkunft des mittelprozentigen Getränks aus Wein und angesetzten Kräutern. Erfunden hätten es gerne die Italiener, zurück geht es aber auf Hildegard von Bingen und das Althochdeutsche "warmer Magen". Was es ausmacht, sind drei Zutaten: der verwendete Wein, die angesetzten Kräuter und der zugefügte Zucker. "Wir wollten ganz einfach einen Vermouth machen, der den Menschen schmeckt", sagt Specht. Herausgekommen sind nun vier Sorten: trocken, klassisch, rot und eine barrique Variante mit beschränkter Menge.
Gastgeber Specht führte ebenso unterhaltsam durch das Produktionsverfahren, seine verschiedenen Sorten wie auch die Geschichte seines Unternehmens. Die Freude im Glas wurde begleitet von der Freude am Gespräch - ein überaus gelungenes Meeting.